Gott:
14:32 Allah ist es, Der die Himmel und die Erde erschaffen hat und vom Himmel Wasser herabkommen läßt, durch das Er dann für euch Früchte als Versorgung hervorbringt. Und Er hat euch die Schiffe dienstbar gemacht, damit sie auf dem Meer auf Seinen Befehl fahren, und Er hat euch die Flüsse dienstbar gemacht.
14:33 Er hat euch die Sonne und den Mond in ihrem unablässigen Lauf dienstbar gemacht, und Er hat euch die Nacht und den Tag dienstbar gemacht.
14:34 Und Er gewährte euch von allem, worum ihr batet. Wenn ihr die Gunst(erweise) Allahs aufzählen wolltet, könntet ihr sie nicht erfassen. Gewiß, der Mensch ist wahrlich sehr oft ungerecht und sehr oft undankbar.
Gott ist empathisch und selbstlos. Er versorgt den Menschen mit allem, was er braucht, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten.
Die Sünde:
41:15 Was nun die Ad angeht, so verhielten sie sich hochmütig auf der Erde ohne Recht und sagten: „Wer hat eine stärkere Kraft als wir?“ Sahen sie denn nicht, dass Allah, Der sie erschaffen hatte, eine stärkere Kraft hat als sie? Aber sie pflegten Unsere Zeichen zu verleugnen.
89:6 Siehst du nicht, wie dein Herr mit den Ad verfuhr,
89: 7 (den Leuten von) Iram mit den Säulen,
89:8 dergleichen nicht erschaffen wurden in den anderen Gegenden?
26:128 Baut ihr denn auf jeder Anhöhe ein Wahrzeichen und treibt ein sinnloses Spiel
26:129 und nehmt euch Bauwerke (in der Hoffnung), auf dass ihr ewig leben würdet?
26:130 Und, wenn ihr zupackt, packt ihr gewalttätig zu.
Die Ad waren körperlich sehr stark. Sie waren in der Lage, gewaltige Bauwerke zu errichten. Dieser körperliche Vorzug gegenüber anderen führte dazu, dass sie überheblich wurden und begannen, ihre körperliche Kraft für Gewalttätigkeiten zu missbrauchen.
Die Gesetzmäßigkeit:
11:52 Und, o mein Volk, bittet euren Herrn um Vergebung, hierauf bereut vor Ihm, so wird Er den Regen auf euch ergiebig herabsenden und euch (noch mehr) Kraft zu eurer Kraft hinzufügen. Und kehrt euch nicht als Übeltäter ab!“
Der Mensch erntet, was er sät. Wer Gutes tun, dem wird selbst Gutes widerfahren. Wer Übles tut, wird langfristig Übles ernten. Das gute Handeln hier wäre die Einsicht und die Reue. Eine kritische Selbstreflexion setzt eine Entwicklung in Gange. Echte Reue wird verhindern, dass der Mensch die gleiche schlechte Tat noch einmal begeht. Er optimiert sich gewissermaßen.
Im Falle der Ad war es wohl so, dass eine Dürreperiode herrschte und sie sehnsüchtig auf Regen warteten. Würden sie bereuen und mit den Gewalttätigkeiten aufhören, dann wäre die Folge davon die, dass es viel Regen geben würde, der sie noch stärker machen würde. Sie würden keinen Hunger mehr leiden, könnten sich satt essen und würden infolgedessen noch kräftiger werden. Gutes als Lohn für Gutes.
Der Prophet:
11:50 Und (Wir sandten) zu den Ad ihren Bruder Hud. Er sagte: „O mein Volk, dient Allah! Keinen Gott habt ihr außer Ihm. Ihr ersinnt ja nur Lügen.
11:51 O mein Volk, ich verlange von euch keinen Lohn dafür. Mein Lohn obliegt nur demjenigen, Der mich erschaffen hat. Begreift ihr denn nicht?
Ihre Gewalttätigkeiten erreichen ein unerträgliches Ausmaß und die Entsendung eines Propheten, der sie warnen soll, wird notwendig.
Interessant ist hier der Gebrauch des Wortes Bruder. Es ist deshalb interessant, weil dem orthodoxen Verständnis nach ein Bruder im übertragenen Sinne immer ein Glaubensbruder ist. Hud aber wird nicht zu Glaubensbrüdern geschickt, sondern zu Leugnern. Sein Volk, bis auf ein paar wenige, wird ihm nicht folgen. Was macht ihn also für sie zu einem Bruder im Geiste? Die nationale und kulturelle Zugehörigkeit zu ihnen. Er ist ihr Bruder im Geiste, weil er zu ihrem Volk gehört. Unabhängig vom Glauben werden hier also Mitglieder ein- und desselben Volkes auch als Geschwister im Geiste bezeichnet. Sie teilen dieselben Werte, dieselben Traditionen, dieselbe Geschichte.
Weiterhin wird in diesem Vers klargestellt, dass der Unglaube/das Leugnen immer ein bewusster Vorgang ist, eine bewusste Lüge. Es ist nichts, wogegen der Mensch machtlos wäre. Ganz im Gegenteil, er belügt sich bewusst selbst, weil er aus dieser Lüge Vorteile ziehen kann.
Ein authentischer Prophet knüpft keine Bedingungen an sein Tun. Er handelt aus Selbstlosigkeit heraus. Er handelt nicht, weil er irdische Gewinne (Geld, Ruhm, Macht) anstrebt. Sein Lohn ist metaphysischer, spiritueller Art.
Die Ablehnung:
11:53 Sie sagten: „O Hud, du hast uns keinen klaren Beweis gebracht. Wir wollen nicht unsere Götter auf dein Wort hin verlassen, und wir werden deinetwegen nicht gläubig werden.
7:70 Sie sagten: „Bist du zu uns gekommen, damit wir Allah allein dienen und das verlassen, dem unsere Väter immer gedient haben? Bring uns doch her, was du uns androhst, wenn du zu den Wahrhaftigen gehören solltest!“
46:22 Sie sagten: „Bist du zu uns gekommen, um uns von unseren Göttern abwendig zu machen? So bring uns doch her, was du uns androhst, wenn du zu den Wahrhaftigen gehörst.“
Der Prophet soll beweisen, dass das, was er sagt, auch wirklich stimmt. Hud soll nun zum Beweis die Strafe herbeiführen. Sie machen sich natürlich nur lustig über ihn. Sie halten das, was er predigt, für puren Unsinn. Sie haben die Gesetzmäßigkeiten nicht erkannt und verstehen deswegen nicht, wovon Hud eigentlich spricht. Religion ist für etwas Weltliches. Tradition und Sitte. Und daran möchten sie festhalten, weil es Teil ihrer Kultur und ihrer Identität ist. Es ist die Sitte ihrer Vorväter. Sie verbinden mit Religion keinen Erkenntnis- und Entwicklungsprozess. Und es gibt noch einen zweiten Haken an der Sache: Gott ist eine Glaubenssache. Wäre Gott beweisbar, wäre die Sache mit dem freien Willen hinfällig und somit auch der Erkenntnisprozess. Gott wäre ein Faktum und der Mensch hätte keine Optionen mehr. Die Strafe würde direkt auf die Sünde folgen und Einsicht und Reue obsolet. Sie verstehen überhaupt nicht, worum es beim Glauben geht. Es geht nicht darum, einen Gott durch einen anderen zu ersetzen. Es geht beim Glauben um die eigene spirituelle Entwicklung.
Die Gegenargumente:
7:66 Die führende Schar aus seinem Volk, die ungläubig war, sagte: „Wir sehen dich wahrlich in Torheit (befangen), und wir meinen wahrlich, dass du zu den Lügnern gehörst.“
7:71 Er sagte: „Greuel und Zorn von eurem Herrn überfallen euch nunmehr. (Wollt) ihr denn mit mir über Namen streiten, die ihr genannt habt, ihr und eure Väter, für die Allah (aber) keine Ermächtigung offenbart hat? So wartet ab! Ich gehöre mit euch zu den Abwartenden.“
Götzen sind Erfindungen der Menschen. Sie existieren nicht. Sie dienen als Projektionsfläche für eigene Wünsche und Sehnsüchte.
Interessant ist auch, dass es die führende Schar, also die Mächtigen seines Volkes sind, die die Warnung Huds in den Wind schlagen. Sie sind nämlich die Nutznießer ihres eigenen Systems. Religion dient ihnen nur dazu, irdische Gewinne zu erzielen, als da wären Macht, Reichtum und Ruhm. Jemand, der aus Selbstlosigkeit handelt, ist für sie ein Tor, ein Dummkopf. Er macht sich damit nur lächerlich. Oder er ist ein Lügner, der seine wahren Absichten verheimlicht. Dass jemand aus Empathie und Selbstlosigkeit heraus handelt, können sie sich nicht vorstellen.
Hud erinnert sie daran, dass er vertrauenswürdig ist. Das ist kein Eigenlob, sondern ein Beweis dafür, dass er die Wahrheit spricht. Sein Volk stellt das auch nicht in Frage.
7:68 Ich übermittele euch die Botschaften meines Herrn, und ich bin für euch ein vertrauenswürdiger Ratgeber.
Das Volk kennt Gott. Hud spricht von eurem Herrn. Das Volk kennt auch die alten Prophetengeschichten wie die von Noah. Und es kennt die Gesetzmäßigkeiten. Die Menschen ernten das, was sie säen. Das Schicksal holt einen immer wieder ein. Das ist nichts Neues. Es ist die altbekannte Wahrheit.
Hier wird Gott noch einmal als empathisch und selbstlos dargestellt. Gott gibt Gutes, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Im Falle der Ad waren es körperliche Vorzüge. Sie erfreuen sich dieser Vorzüge und Wohltaten.
7:69 Wundert ihr euch etwa (darüber), dass eine Erinnerung von eurem Herrn zu euch gekommen ist durch einen Mann von euch, damit er euch warne? Gedenkt, als Er euch zu Nachfolgern nach dem Volk Noahs machte und euch ein Übermaß an körperlichen Vorzügen gab! Gedenkt also der Wohltaten Allahs, auf dass es euch wohl ergehen möge!“
11:54 Wir können nur sagen, dass einige unserer Götter dich mit etwas Bösem heimgesucht haben.“ Er sagte: „Ich nehme Allah zum Zeugen, und bezeugt auch ihr, dass ich mich lossage von dem, was ihr (Ihm) beigesellt
11:55 außer Ihm. So schmiedet alle gegen mich eure List und gewährt mir hierauf keinen Aufschub!
Die Leugner tun alles, um sich nicht den Argumenten Huds stellen zu müssen. Sie erklären ihn für unzurechnungsfähig, von Bösem befallen und somit nicht ernst zu nehmen. Sie hören nicht mehr auf sein „wirres, sinnloses“ Gerede. Hud durchschaut ihre Taktik. Die These, dass er von ihren Göttern mit Bösem belegt wurde, ist nur eine Finte, um ihn zu diskreditieren und ihn als unglaubwürdig hinzustellen.
Hud verweist in seiner Antwort auf die Allmacht Gottes. Götzen existieren nicht und haben somit auch keine Macht und können ihn auch nicht mit Bösem belegen. Alles ist Gott unterworfen. Hud weist die Vorwürfe und Unterstellungen der Leugner zurück.
11:56 Ich verlasse mich auf Allah, meinen Herrn und euren Herrn. Es gibt kein Tier, das Er nicht an seiner Stirnlocke hielte. Gewiss, mein Herr befindet sich auf einem geraden Weg.
Die Propheten handeln aus Empathie und Selbstlosigkeit heraus. Sie erwarten keine Gegenleistung. Sie weisen darauf hin, dass der Mensch über sein Handeln sein eigenes Schicksal bestimmt und dass er am Ende das erntet, was er sät. Deswegen ergeht auch an sein Volk eine eindringliche Warnung. Wenn sie nicht mit ihren Gewalttaten aufhören und diese bereuen, werden diese Gewalttaten sie selbst einholen und ihnen zum Verhängnis werden. Es ist ein gut gemeinter Rat. Zivilisationen entstehen und vergehen auch wieder, wenn sie der Dekadenz und der Sünde verfallen. Auch dieses Phänomen ist bekannt.
11:57 Wenn ihr euch abkehrt, so habe ich euch ja das (von der Botschaft) ausgerichtet, womit ich zu euch gesandt wurde. Mein Herr wird ein anderes Volk nach euch folgen lassen, und ihr könnt Ihm keinerlei Schaden zufügen. Gewiss, mein Herr ist Hüter über alles.“
Die Konsequenz:
Die Frist läuft ab und die Strafe wird fällig. Sie trifft all jene, die bis dahin nicht bereut haben.
Die Strafe ist ein Naturphänomen, weswegen sie von den Leugnern verkannt wird. Im Gegenteil, die Wolke wird auch noch als Ankündigung des Regens missgedeutet.
Gott ist nicht beweisbar. Gott ist eine Theorie, die auf Annahmen basiert. Der Gläubige geht nicht von Zufällen aus, sondern ordnet die Geschehnisse einem göttlichen Plan zu. Ursache und Konsequenz. Das tun die Leugner nicht, weswegen sie selbst die Strafe nicht als solche erkennen.
46:24 Als sie es als sich ausbreitende Wolke sahen, die auf ihre Täler zukam, sagten sie: „Das ist eine sich ausbreitende Wolke, die uns Regen bringt.“ – „Nein! Vielmehr ist es das, was ihr zu beschleunigen gewünscht habt: ein Wind, in dem es schmerzhafte Strafe gibt,
11:58 Als nun Unser Befehl kam, erretteten Wir Hud und diejenigen, die mit ihm glaubten, durch Barmherzigkeit von Uns; und Wir erretteten sie vor harter Strafe.
11:59 Das waren die Ad. Sie verleugneten die Zeichen ihres Herrn und widersetzten sich Seinen Gesandten und folgten dem Befehl eines jeden trotzigen Gewalthabers.
46:25 der auf den Befehl seines Herrn alles zerstört.“ So waren sie am Morgen (in einem Zustand), dass nichts anderes (von ihnen) als nur ihre Wohnungen zu sehen war. So vergelten Wir dem Volk der Übeltäter.
51:41 Und (auch) in den Ad, als Wir gegen sie den unheilvollen Wind sandten.
51:42 Nichts von (all) dem, worüber er kam, ließ er zurück, ohne es wie Zerfallenes werden zu lassen.
69: 6 Was aber die Ad angeht, so wurden sie durch einen heftig wehenden eiskalten Wind vernichtet,
69:7 den Er entscheidende sieben Nächte und acht Tage fortgesetzt gegen sie einsetzte. Da hättest du in ihnen die Leute (auf dem Boden) niedergestreckt sehen können, als wären sie Stämme hohler Palmen.
46:26 Und Wir hatten ihnen ja eine feste Stellung verliehen darin, worin Wir euch keine feste Stellung verliehen haben. Und Wir hatten ihnen Gehör, Augenlicht und Herzen gegeben. Aber weder ihr Gehör, noch ihr Augenlicht, noch ihre Herzen nützten ihnen etwas, da sie Allahs Zeichen zu verleugnen pflegten, und es umschloss sie das, worüber sie sich lustig zu machen pflegten.