Ist der Koran eine frühes Buch der Psychologie? Beschreibt er möglicherweise Persönlichkeitsmerkmale, die in der heutigen Psychologie auch beschrieben und definiert werden? Meiner Meinung nach ist das so.
Und die koranischen Beschreibungen des Kafirs (des Leugners, des Ungläubigen) decken sich mit den modernen Beschreibungen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
Folgende Kriterien deuten auf eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hin:
1. Die Betroffenen haben ein grandioses Verständnis der eigenen Wichtigkeit. Sie übertreiben zum Beispiel ihre Leistungen und Talente oder erwarten ohne entsprechende Leistungen, von anderen als überlegen anerkannt zu werden.
2. Sie sind stark von Phantasien über grenzenlosen Erfolg, Macht, Brillanz, Schönheit oder idealer Liebe eingenommen.
3. Sie glauben von sich, „besonders“ und einzigartig zu sein. Deshalb sind sie überzeugt, nur von anderen „besonderen“ oder hochgestellten Menschen verstanden zu werden oder nur mit diesen Kontakt pflegen zu müssen.
4. Sie benötigen exzessive Bewunderung.
5. Sie legen ein hohes Anspruchsdenken an den Tag. Das bedeutet, dass sie die übertriebene Erwartung haben, dass automatisch auf die Erwartungen eingegangen wird oder dass sie besonders günstig behandelt werden.
6. Sie verhalten sich in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, das heißt, sie nutzen andere aus, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
7. Sie zeigen einen Mangel an Einfühlungsvermögen, das heißt, sie sind nicht bereit, die Gefühle oder Bedürfnisse anderer zu erkennen, zu akzeptieren oder sich in sie hineinzuversetzen.
8. Sie sind häufig neidisch auf andere oder glauben, andere seien neidisch auf sie.
9. Sie zeigen arrogante, hochmütige Verhaltensweisen oder Ansichten.
Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, damit eine narzisstische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert werden kann.
Schauen wir uns nun Pharao an, den Gegenspieler von Moses. Was für ein Mensch ist er?
Die Instrumentalisierung von Religion am Beispiel Pharaos
Erkennungsmerkmale: Machtanspruch und Streben nach Besitztümern, Manipulation von Menschen, die ihm von Vorteil sind oder die er braucht, Privilegien für eine ergebene Elite, gnadenloses Ausschalten von Kritikern, Intrigen und Täuschung des Volkes mit Hilfe einer korrupten Priesterschaft, ein leicht zu beeinflussendes Volk, Verschwörungstheorien, Uneinsichtigkeit und fehlende Selbstkritik
„Ich bin euer höchster Herr!“ (79:24), sagt Pharao zu seinem Volk und gibt mit diesen wenigen Worten die zentrale Zielsetzung von Religion in seinem Sinne wider. Entscheidend in dem Satz ist das Wort „euer“. Es geht also um Kontrolle, um Macht über das Volk. Und es geht um Gebietsansprüche. „O mein Volk, gehört mir nicht die Herrschaft über Ägypten und diese Flüsse, die unter mir strömen?“ (43:51). Umgeben ist er von einer führenden Schar, die bedingungslos zu ihm hält.
Seine Machtposition sieht er und mit ihm die führende Schar nun durch das Wirken Moses‘ gefährdet. Sie sagen: „Bist du zu uns gekommen, um uns von dem abzubringen, worin wir unsere Väter vorgefunden haben, und damit euch beiden die Oberhoheit im Land werde und um uns aus unserem Land mit deiner Zauberei zu vertreiben, o Moses?“ (10:78 und 20:57).
Auch hier wird wieder deutlich, welche Ziele sie mit ihrer Religion verfolgen: die Oberhoheit im Land. Und genau diese Absicht unterstellen sie allen anderen, einschließlich Moses. Sie können sich nicht vorstellen, welche Ziele Religion sonst haben sollte. Und Moses ist ganz anders. Er kommt als armer Hirte zurück, ohne Reichtümer und Macht, und gibt sich als Prophet aus. Dadurch ist er in den Augen Pharaos unglaubwürdig, zumal Moses auch noch einen Sprachfehler hat. Diesen macht er lächerlich und seine eigene Arroganz kommt zum Vorschein: „Oder bin ich nicht besser als dieser, der verächtlich ist und sich kaum deutlich äußern kann? Würden doch Armringe aus Gold auf ihn herabgeworfen oder die Engel mit ihm als Begleitung kommen!“ (43:52 und 43:53).
Die Macht und Kontrolle über sein Volk nutzt Pharao schamlos aus, indem er Ungehorsam gnadenlos bestraft. Es mangelt ihm völlig an Empathie. Und es wird deutlich, dass er den Zauberern nur so lange freundlich gesonnen war, so lange sie ihm dienlich waren. Es besteht keine wirkliche Zuneigung zu ihnen auf einer menschlichen Basis. Er hat sie die ganze Zeit über für seine eigenen Ziele instrumentalisiert. Nachdem seine Zauberer sich von ihm abwenden und bekennen, an den Gott Moses‘ zu glauben, befiehlt er: „Ihr glaubt an ihn, bevor ich es euch erlaube? (7:123) Ich werde ganz gewiss eure Hände und eure Füße wechselseitig abhacken und euch hierauf ganz gewiss allesamt kreuzigen lassen.“ (7:124).
Überhaupt ist seine Regierungszeit durch Unterdrückung und maßlose Gewalt gegenüber Kritikern gekennzeichnet. Allen, die ihm nicht gehorsam sind, droht der Tod. So sagt er zunächst: „Wenn du (Moses) dir einen anderen Gott als mich nimmst, werde ich dich ganz gewiss ins Gefängnis stecken.“ (26:29). Und später gar: „Lasst mich Moses töten; soll er doch seinen Herrn anrufen! Tötet die Söhne derjenigen, die mit ihm glauben, und lasst nur ihre Frauen am Leben. (40:25 und 40:26).
Er bringt Leid und Zerstörung. Ganz anders der Gott von Moses. Pharao befragt Moses zu seinem Gott und Moses sagt: „Unser Herr ist derjenige, der allem seine Natur gegeben und es hierauf rechtgeleitet hat, der euch die Erde zu einer Lagerstatt gemacht und für euch auf ihr Wege sich hinziehen und vom Himmel Wasser herabkommen lässt.“ (20:50 und 20:53) Moses‘ Gott ist ein empathischer, fürsorglicher Gott, der Leben entstehen lässt anstatt es zu zerstören.
Dem Volk gegenüber jedoch verkauft er sich als umsichtiger und um das Wohle des Volkes besorgter Herrscher. Auch hier manipuliert und täuscht er, um an die eigenen Ziele zu kommen. Das Volk interessiert ihn nicht, er braucht es lediglich als bewunderndes Publikum und als Gefolgschaft. „Ich fürchte, dass er sonst eure Religion abändern oder dass er Unheil im Land hervorrufen wird. Ich weise euch nur auf das hin, was ich sehe, und leite euch nur den Weg des besonnenen Handelns.“ (40:26 und 40:29). Und das Volk erliegt seinem Gerede und folgt ihm. So täuschte er sein Volk, und da gehorchten sie ihm. (43:54).
Seine Handlanger sind die Zauberer. Sie werden von ihm mit Reichtümern und Privilegien gefügig gemacht. Und natürlich ist den Eingeweihten, einschließlich Pharaos bekannt, dass ihre „Zauberkünste“ auf einfachen Tricks beruhen. Alles beruht auf einer einzigen Täuschung. Als es zum Showdown zwischen Moses und Pharaos Zauberern kommt, erinnert die führende Schar in vertraulichen Gesprächen die Zauberer daran, was auf dem Spiel steht. „Diese beiden sind wahrlich nur Zauberer, die euch aus eurem Land mit ihrem Zauber vertreiben und eure vorbildliche Lebensweise beseitigen wollen. So einigt euch auf eure List, hierauf kommt in Reihen. Und wohl ergehen wird es ja heute demjenigen, der die Oberhand gewinnt.“ (20:63 und 20:64). Und die Zauberer versichern sich, dass sie mit den entsprechenden Privilegien rechnen dürfen. „Wir bekommen doch sicher Lohn, wenn wir es sind, die siegen?“ (7:113) Und Pharaos Antwort lautet: „Ja. Und ihr werdet fürwahr zu meiner nahen Gefolgschaft gehören.“ (7:114).
Nun kommt es anders, als alle erwarten. Moses gelingt es, mit der Hilfe Gottes, die Tricks der Zauberer zu entlarven, was zur Folge hat, dass die Zauberer erkennen, dass er wahrhaftig ein Gesandter Gottes ist, und sich von Pharao abwenden. Nicht nur, dass sie sich abwenden, sie erheben darüberhinaus auch noch schwere Vorwürfe. „Wir glauben an unseren Herrn, damit Er uns unsere Verfehlungen vergebe und auch die Zauberei, zu der du uns gezwungen hast.“ (20:73).
Pharao, der nicht glauben kann, was geschieht, bringt nun, ganz klassisch, eine Verschwörungstheorie ins Spiel. „Er ist wahrlich euer Lehrmeister, der euch die Zauberei gelehrt hat. (20:71) Das sind wahrlich Ränke, die ihr in der Stadt geschmiedet habt, um ihre Bewohner daraus zu vertreiben.“ (7:123)
In seiner maßlosen Wut verfolgt Pharao mit seinen Soldaten Moses und die Israeliten. Und erst in dem Moment, als er ertrinkt, bezeugt er seinen Glauben an den Gott Moses‘, was als reine Schutzmaßnahme zu sehen ist. Er will seine Haut retten. Er will nicht sterben. Und nun glaubt selbst er, dass ihm nur noch der eine helfen kann: Gott. Doch Selbstmitleid ist keine Reue. Und eine Hinwendung zu Gott in dem Moment, wo alles verloren ist, kein Glaube. Sein Bekenntnis wird von Gott nicht angenommen. „Aber jetzt erst! Wo du dich doch zuvor widersetztest und zu den Unheilstiftern gehörtest?“ (10:91).
Sein Leib wird gerettet. Man birgt den Leichnam Pharaos aus den Fluten und bringt ihn zurück. Und allen wird klar, dass Pharao nichts weiter war als ein sterblicher Mensch, ohne Macht und ohne Kontrolle.